Kein Happy-End für die Holzpfosten gegen Vatanspor

SCHWERTE. Wenn man zweimal den Pfosten trifft, einen Elfmeter verschießt und zahlreiche weitere Chancen vergibt, dann ist der Fußball meist grausam. So auch am Sonntag im EWG-Park. Nutznießer war Vatanspor Hemer.

image003 smallEin bisschen hatte es etwas von einem 17-jährigen mitten in der Pubertät steckenden Halbstarken, der es immer wieder bei einem wunderschönen Mädchen versucht, das alles hat – außer Augen für den 17-Jährigen. Selbst nachdem es der 17-Jährige ein sechstes Mal bei ihr probierte, kam nichts als strafende Ignoranz. Der 17-Jährige hieß an diesem Sonntag Kai Kunsmann. Das Mädchen war allerdings keine Light-Ausgabe von Angelina Jolie, sondern das Tor. Kunsmann tat alles, um ein Tor zu schießen. Allein das Glück fehlte.

Sonne blendet Wessinhage

Das Unglück traf aber nicht nur Kunsmann. In der achten Minute war auch Torwart Wessinghage betroffen. Sein Gegner war allerdings ein ganz natürlicher: die Sonne. Bei einem unnötig verschuldeten Freistoß von der linken Seite senkte sich der Ball direkt ins lange Eck. Wessinghage musste dabei direkt ins grelle Sonnenlicht schauen.

Das Tor hatte aber den gleichen Effekt wie ein Liter Kaffee bei einem extrem übermüdeten LKW-Fahrer. Es weckte die Mannschaft von Marvin Waldschmidt auf. Dominanter waren die Holzpfosten nun. Viele Fehler schlichen sich trotzdem ins Spiel, so dass Vatanspor immer wieder Gratis-Tickets für Torgelegenheiten bekam. In der 15. Minute waren dann aber die Pfosten dran. Gar nicht zaghaft, sondern eher mutig und geradeaus ging Kunsmann auf sein Ziel los. Einen geschickten Ferenc-Pass setzte er aus spitzem Winkel allerdings links neben das Tor.

Latte, Pfosten, Trallalla

Acht Minuten später verpasst Fabian Raulf eine Flanke von Linksverteidiger Florian Riesewieck knapp. Glück für die Gastgeber kurz danach: Einen erneuten Freistoß aus fast identischer Situation lenkte Wessinghage gerade noch an die Latte. Den zweiten Anlauf startete Kai Kunsmann dann kurz vor der Pause. Einen verunglückten Klärungsversuch des Vatanspor-Torwarts nahm Kunsmann stark in 30 Meter Tordistanz an und versuchte sein Glück. Diesmal war er nah dran. Doch der beste Freund des Ziels seiner Angriffsbemühungen hatte etwas gegen die Flirt-Offensive: Der Ball klatschte an den Pfosten.

Aber Kunsmann gab immer noch nicht auf. Und als einem Hemeraner Verteidiger unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff der Ball an die Hand sprang, bekam Holzpfostens Stürmer das Candle-Light-Dinner unter den Torchancen, nämlich einen Elfmeter. Doch dann versagten ihm die Nerven. Nervös verschoss er die Steilvorlage.

Tillmann trifft den Pfosten

Mit ein wenig Abstand, der Halbzeitpause, sollte eigentlich alles besser werden. Doch auch nach der Pause setzte sich die Unglücksserie fort. Drei Minuten nach Wiederanpfiff trat Kunsmann über eine Hereingabe von Riesewieck. Sekunden danach setzte Tillmann einen Flachschuss nach Oldenburgs Pass an den Pfosten – der Tabellenletzte hielt weiterhin die unverdiente Führung. Und zwar mit viel Glück.

In der 57. chipte Kunsmann aus drei Metern den Ball neben das Tor. Mit Troiano für Forsmann setzten die Holzpfosten nun noch mehr Offensivkräfte in das Projekt „Ausgleich“. Nun stetig bemüht und mit mehr Ballsicherheit ging es nur in eine Richtung. Die zehn Holzpfosten wollten ihrem Kumpel Kunsmann so gut es geht zum Erfolg verhelfen. Doch die Hemer-Abwehr hatte immer etwas dagegen.

Gelb-Rot für den Kapitän

Als Stephan Kleine in der 67. Minute in einem kleinen Plausch mit dem Schiedsrichter verfiel, fand dieser das wenig lustig und zeigte dem Kapitän wegen Meckerns die Gelb-Rote Karte. In Unterzahl erspielten sich die Pfosten wenig klare Chancen, liefen aber weiterhin aufs gegnerische Tor an. Doch die Zeit lief nicht nur Kunsmann weg. So ganz abgefunden hatte er sich mit der Abfuhr noch nicht, da schlug Hemer zu: In der 82. Minute spielte die Waldschmidt-Elf auf Abseits. Wenig erfolgreich, was Vatanspor mit zwei geschickten Pässen zum 0:2 auszunutzen wusste. Das Spiel war gelaufen.

Nicht einmal das Freundschaftsangebot nahm das Tor an, als Kai Kunsmann in der 87. nach einem Freistoß knapp neben das Tor köpfte. Danach war Schluss. Für die Holzpfosten gab es eine deftige 0:2-Niederlage. Und für Kunsmann eine schier unglaubliche Tortur, was das Toreschießen anging.

Auswärts in Iserlohn
Das Schöne: Selbst die Pubertät geht irgendwann vorbei. Und dann sehen sich der 17-jährige Halbstarke und das Mädchen, das alles hat, nochmal wieder. Und zwar schon nächste Woche, wenn wir auswärts gegen Iserlohn 2 spielen. Dann bitte mit Happy End.

So spielten die Holzpfosten: Jan Wessinghage – Daniel Martella, Stephan Kleine (67., Gelb-Rot), Marvin Waldschmidt, Florian Riesewieck, Jonathan Forsmann (57. Domenico Troiano), Maximilian Tillmann, Fabian Raulf, Phillip Oldenburg (80. Daniel Hornbruch), Christoph Ferenc (69. Anas Meier), Kai Kunsmann.

Tore: 0:1 (8.), 0:2 (82.)